Diesel im Tank

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Re: Diesel im Tank

Beitragvon fdl » 08.02.2015, 12:38

gt1600ulm hat geschrieben:...Motor auseinandergenommen und festgestellt, dass bei den mittleren 4 Zylindern Risse an den Kolbenstegen zwischen den Kolbenringen zu sehen waren.
BMW hat jegliche Garantie oder Kostenbeteiligung abgelehnt, u.a. auch weil der Werkstattmeister die Fehlbetankung sofort gemeldet hat.
Kosten über 3.000 €....
Helmut


Hallo,

das sieht ja eher wie eine Überlastung der Kolben aus oder wie ein generelles Materialproblem der kolben. Bei der Fehlbetankung "Diesel im Benzin" habe ich keine Überlastung des Motors, sondern ein Verlust von Leistung. Daher kommen die Risse in den mittleren Kolben mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von der Fehlbetankung!

Juiristisch tritt hier vermutlich eine Beweislastumkehr auf: der Geschädigte muß nachweisen, daß der Motorschaden eben nicht durch die Fehlbetankung verursacht worden ist.

Hierfür brauche ich auf jeden Fall eine RS Versicherung und natürlich einen kompetenten Gutachter. Sinnvoll wäre es sicherlich beim Kolbenhersteller nachzufragen, welche Erklärung dieser für den Kolbenschaden hat.
VG

Dieter

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Re: Diesel im Tank

Beitragvon edieagle » 08.02.2015, 17:20

@ Dieter

warum soll der Riss nicht vom Diesel herkommen?

Ich könnt mir folgendes vorstellen:

--> das Diesel wird zwar eingespritzt aber wegen der fehlenden Zündtemperatur wird das nicht vollständig verbrannt, ergo reichert es sich im Brennraum an

--> daraus erfolgt eine Überlastung der Mechanik wegen der hohen Verdichtung durch unverbranntes Diesel im Brennraum

Nur so ein Gedankenspiel und mindestens so richtig wie Deine Annahme cofus
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Re: Diesel im Tank

Beitragvon boxerkolben » 08.02.2015, 18:37

Diesel mit einer Cetanzahl von ca. 50 (gebräuchlicher Diesel von der Tanke) ist - ob man's glaubt oder nicht, es ist so -wesentlich "zündwilliger" als Benzin. Nur ist zündwillig vielleicht ein etwas irreführender Ausdruck, da es nichts mit einer Zündkerze zu tun hat. Wird Diesel im Saugrohr (wie beim Benziner) eingespritzt, gelangt es in den Brennraum und entzündet sich selbständig und unkontrolliert in der Kompressionsphase, die Drücke und damit verbundenen Temperaturen in einem Benzinmotor sind dafür ausreichend. Beim Dieselmotor wird ja auch nur kurz vor dem erwünschten Zündzeitpunkt direkt in den Brennraum eingespritzt, um eine möglichst kontrollierte Verbrennung zu bekommen. Bei den heute im PKW immer häufiger anzutreffenden Benzin-Direkteinspritzern findet die Einspritzung weit vor dem erwünschten Zündzeitpunkt (hier wiederum gesteuert durch den Zündfunken der Zündkerze) statt, ja manchmal wird sogar zweimal/Arbeitsspiel eingespritzt, um eine gute Gemischbildung zu erreichen) ohne dass das Benzin die Neigung hätte, sich selbst zu entzünden.
Tritt nun in der Kompressionsphase deutlich vor OT im Benzinmotor eine unkontrollierte dieselmotorische Verbrennung des Dieselkraftstoffs auf, wirken starke Druckspitzen auf den Kolben (=Klopfen), die durchaus in der Lage sind, den Kolbenringsteg zwischen Ring 1 und 2 zu brechen. Man spricht hier in Motorenkreisen von einem "Maxiklopfer".
Gebrochene Ringstege sind auch immer ein wesentliches Indiz für eine stark klopfende Verbrennung in jedem Hubkolbenmotor.
Ich hoffe, dieser Exkurs war nicht zu theoretisch, ich hab's versucht, allgemein verständlich rüberzubringen.
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Re: Diesel im Tank

Beitragvon fdl » 08.02.2015, 18:52

edieagle hat geschrieben:@ Dieter

...
--> das Diesel wird zwar eingespritzt aber wegen der fehlenden Zündtemperatur wird das nicht vollständig verbrannt, ergo reichert es sich im Brennraum an

--> daraus erfolgt eine Überlastung der Mechanik wegen der hohen Verdichtung durch unverbranntes Diesel im Brennraum

Nur so ein Gedankenspiel und mindestens so richtig wie Deine Annahme cofus


Hallo edieeagle,

im 4.Takt (E-ventile zu, A-ventile offen) wird das unverbrannte Gemisch in den Auspuff gedrückt und von dort ins Freie. Es entsteht natürlich keine Überlastung der Mechanik durch unverbrannten Diesel im Brennraum..

Der Punkt, den ich hier machen möchte, ist der, daß man im vorliegenden Fall die Aussage der Werkstatt durchaus in Zweifel ziehen kann.
In einem ähnlichen Fall hatte ich meine Werkstatt im vergangenen Jahr mit einem Gutachter gezwungen, eine Nachbesserung einer Kupplungsreparatur im Wert ca. €2000,- durchzuführen. Hier hatte meine Werkstatt anfangs eine Kostenübernahme strikt abgelehnt!
VG

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Re: Diesel im Tank

Beitragvon fdl » 08.02.2015, 19:01

boxerkolben hat geschrieben:..
Tritt nun in der Kompressionsphase deutlich vor OT im Benzinmotor eine unkontrollierte dieselmotorische Verbrennung des Dieselkraftstoffs auf, wirken starke Druckspitzen auf den Kolben (=Klopfen), die durchaus in der Lage sind, den Kolbenringsteg zwischen Ring 1 und 2 zu brechen. Man spricht hier in Motorenkreisen von einem "Maxiklopfer".
Gebrochene Ringstege sind auch immer ein wesentliches Indiz für eine stark klopfende Verbrennung in jedem Hubkolbenmotor.
I...


Hallo boxerkolben,

wenn das stimmt, ist die Frage, warum die Kobenring-Stege erst 8500km später gebrochen sind und nicht bei der ersten Vollgasfahrt nach der Fehlbetankung
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Re: Diesel im Tank

Beitragvon boxerkolben » 08.02.2015, 19:11

Nun, es könnte sein, dass die Stege zuerst einen Knacks bekommen haben, bevor sie nach und nach ganz weggebrochen sind. So würde dies wohl ein BMW-Sachverständiger sehen.
Es könnte natürlich auch ein von der Dieselbetankung völlig unabhängiges Ereignis im Verbrennungsablauf einen "Maxiklopfer" hervorgerufen haben, mir sind da in meiner beruflichen Tätigkeit schon einige Dinge in Verbindung mit digitalen Motorsteuerungen vorgekommen...
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Re: Diesel im Tank

Beitragvon Thomas » 08.02.2015, 21:04

Sehr gute Erklärung!
Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein. (Voltaire)
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