Hallo Allerseits.
Eine K1300 zum Einstieg.
Ja, richtig gelesen. Und nein, nicht als Frage formuliert. Aber doch frei zur Diskussion.
Dazu nach 12.000 Km in 8 Monaten auf meinem ersten Motorrad, einer K13000S, plus 2 Jahren Vorlauf diese Zusammenfassung:
Den Motorradführerschein machte ich 2007. Darauf rutschte das Thema Motorradkauf erst einmal in den Hintergrund, anderes wurde wichtiger.
Ab 2011 brannte es mir wieder unter der Schädeldecke. Die Ungeduld wuchs, endlich wollte ich das Thema Motorrad real werden lassen. Als blutiger Anfänger. Über 10 Jahre zurück liegende Erfahrungen mit einer Vespa PK50 zu erwähnen, wären mehr ein Scherz, als Relevant. Und doch weckten sie seinerzeit die Lust auf mehr.
Die üblichen Überlegungen wurden angestellt: was gefällt mir, wie will ich das Ding nutzen und auch wofür. Spass soll es machen. So war ich zunächst bei Triumph. Dreizylinder. Die StreetTriple. Klingt toll, schaut gut aus. Schwärmerei übers Fahrwerk allerorten. Preislich Ok.
Die Gedanken gingen weiter, Tests gelesen, Foren durchstöbert, YouTube-Filmchen geguckt. Sicherheit wurde wichtiger. ABS. Und irgendwie Schiss vorm Stoppie durch Anfängers grobmotorischem Bremsverhalten.
Ach, in den Urlaub mit dem guten Stück, aber unbedingt! Doch halt, Gepäck! Wohin damit? Wie wärs also mit einer Honda CBF 1000. Auslaufmodell, gutmütig, günstig & viel dran.
Doch mit viel Gepäck und auch mal mit Sozia sollte man am Fahrwerk was Einstellen. Klicks hier, was drehen da? Nein, das wollte ich nun auf gar keinen Fall. Einmal in die falsche Richtung gedingsbumst, und bei der ersten Gelegenheit von der Strasse gebockt? Da war sie wieder präsent: die Angst des Ahnungslosen.
Der Zufall liess mir einen Vergleichstest in der Motorrad in die Hände fallen. Honda VFR1200 vs K1300S. Das schien es auf einmal irgendwie zu sein. So verrückt der Gedanke auch sein mag.
Hubraum, Drehmoment. Finde ich schon bei Autos ganz famos, wie von selbst tiefenentspannt dahingleiten. Abgehakt.
Die Sache mit dem Fahrwerk, Duolever, ESA, Kardan, ASC und was nicht alles. Mir schwirrte der Kopf. Es klang alles so vielversprechend und zugleich so unkompliziert im Gebrauch.
175 PS, 2,9 auf 100, 7,8 auf 200, 16.000 EUR + x, Haftflicht mit VK > 4.000 €. Papperlapapp, abstrakte Zahlen.
Die Honda fand ich irgendwie blöd. Automatik, bäh. Die wegkastrierte Topspeed. Wobei ich gestehen muss, schon die Autobahn-Stunde in der Fahrsschule brachte die Erkenntnis, Sinn & Freude stiftet auf dem Motorrad etwas anderes, als mit 200 oder oder mehr über die Bahn zu ballern. Ganz Übel dieses Mäusekino auch bei der VFR. Ein weiterer Punkt für das Pflichtenheft war gesetzt: Analoge Rundinstrumente für Tempo & Drehzahl.
Der Blick auf die K1300 verengte sich, andere Modelle flogen aus dem Fokus. Einige Monate später - mit weichen Knien - das erste mal seit der Fahrschulprüfung wieder auf einem Motorrad gesessen. K1300S. Ein Vorführer. Einfach mal probieren, ob das was werden kann, mit der "Kessen" und mir. Es ging. Und wie es ging! Kein bisschen überfordernd. Mindfucking ein 'zaghafter' Überholvorgang auf der Landstrasse. Der weit entfernte Gegenverkehr war irgendwie noch immer nicht näher dran. Doch wo waren auf einmal die soeben Überholten? Doch nicht etwa die kleinen Punkte da im Rückspiegel. Oups.
Doppel, dreifach Oups bei einem kurzen Abstecker auf die Autobahn, während und nachdem ich den Gasgriff auch mal komplett durchgezogen hatte. Einerseits diese Wucht im Drang nach vorne. Andererseits dieses Gefühl von: mach ruhig Junge, hab das schon im Griff für dich. Wie sagte Walter Röhrl einst: "Beschleunigung ist, wenn Tränen der Rührung waagrecht nach hinten laufen.". Nicht zu vergessen das fettes Wow für die Bremsen.
Mit einem ziemlich abgefahrenen Mix aus beglückenden Hormon-Allerlei der die Blutbahnen flutete stand ich später verklärt lächelnd bei der Niederlassung wieder zur Schlüsselabgabe. Aber was erzähl ich euch das.
Meine Erste wird eine K13, das war nun klar. Ein seltener Moment: Ratio und Vanitas im Einklang.
Doch welche?
S, R oder GT?
Die Zeit des Forumsmitlesens begann.
Und bald der zweite Probelauf. Diesemal eine GT. Ist ja schon ein hochherrschaftliches Teil. Und kann tatsächlich auch Kurven. Baff war ich, bei 160 km/h im Freien hinter der Scheibe zu sitzen, und gleichzeitg das Gefühl von Windstille zu haben. Ganz das Gegenteil zu Bruders Cabrio. Und doch, bei all dem Komfort, zwei wichtige Dinge fehlten: Der Schaltassistent. Und weniger Masse. Sie war mir zuviel des Guten.
Also:
Statt Topcase Gepäckrolle.
Satt Sitzheizung wärmere Unterwäsche.
Satt aufrecht Sitzen vermehrt Rückentraining. Mehr Sport tat ohnehin Not.
Fleissig sparte ich.
S oder R?
Die Monate gingen ins Land. Bei einer Reise Richtung Schwarzwald ergab es sich, eine R probe zu fahren. Die Schnitzer-Tröte klang schön Fett. So ganz war es das trotzdem nicht. Bei zügigem Landstrassentempo bzw normalem Autobahntempo schien mir der Winddruck zu nervig für die lange Tour. ... R-ledigt sozusagen.
Die S also.
Die Farbwahl war schnell getroffen. Silber und die anderen bunt-komisch Kriegsbemalten gingen gar nicht. Rot? Naja. Orange oder noch lieber in dem unscheinbaren Beinaheweiss.
Mittlerweile war es Herbst 2013 und genug Geld beisammen. Die Besuche bei mobile und autoscout bekamen wöchentliche Routine. Ein passendes Angebot aus Trier fiel mir schon länger auf. Anfang Januar 2014 war es Zeit für die Probefahrt. Es passte und sie wurd's dann auch. Lightgrey, BJ 2009, 5.500 km, faire Preisvorstellung und vor allem ausweisbare Mwst.
Obendrauf noch neue Reifen, andere Sitzbank, Hauptständer plus Navi. Ende Februar dann mit Herzklopfen, unglaublicher Vorfreude und Heidenrespekt die Übergabe. Endlich war er wahr, der lang gehegte Motorradwunsch!
Nun, nach der ersten Saison, einem Fahrtraining, diversen Tagestouren plus zwei Urlaubstrips über 2,5 und 4 Tsd Km kann ich wahrlich nicht von einem Fehlrgriff reden: Wir passen gut zusammen, die Kesse und ich.
Die viele Power und das ganze technoide Gimmick-Brimborium ist schon zweischneidig. Das braucht seine Aufmerksamkeit. Da ist weniger doch meist doch mehr. Dennoch - es ist hilfreich und ich weiß es zu schätzen. In jedem Moment ist eines ganz klar: im Zusammenspiel zwischen dem Motorrad und mir bin jederzeit ich der limitierende Faktor. Läuft was schief, kanns nur an mir liegen. Das ist gut so - keine Ausrede zu haben, nimmt den Übermut.
Das zeigt sich auch hieran: bislang noch Kein Ticket bekommen und Wechsel des Reifensatzes nach 9.800 km (bei ca. 1,9 mm Restprofil hinten).
Fazit:
Die K1300S taugt (mir) sehr gut, als Einstiegsmotorrad. Aber fürchte, jetzt auch ziemlich verdorben zu sein.