Hallo,
obwohl ich meine BMW schon eine ganze Weile fahre, bin ich neu hier im Forum. Insbesondere das Thema Lärm beschäftigt mich aus aktuellem Anlass. Wie sich gezeigt hat sind nicht irgendwelche Routen in Österreich für mich gesperrt, sondern gerade die, die ich gerne und häufig gefahren bin. Das ist sehr ärgerlich. Jedoch kann ich es den Österreichern nicht verdenken. Und habe ich sonst immer den Kopf geschüttelt über Motorradfahrer, die mit ihren Zubehör-Auspuffanlagen viel zu laut unterwegs sind, bin ich nun selbst unfreiwillig zu einem Proll geworden.
Mir wäre ein leiserer Auspuff sogar etwas Geld und ein paar PS wert. Und so habe ich meinem Frust etwas Luft verschafft und BMW (
motorrad@bmw.de) angeschrieben. Ich dachte Email und die Antwort könnte hier von Interesse sein und so habe ich beide unten angehängt. Sehr schnell kam eine freundliche, aber ausweichende Antwort. Von dieser Seite brauchen wir uns also keine Hoffnung machen. Bleibt nur zu hoffen, dass einer der Zubehör-Hersteller das Thema aufgreift und zur Abwechselung mal in die andere Richtung entwickelt. 3 dB würden schon genügen.
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Email an BMW am 22.6.2021
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Sehr geehrte Damen und Herren,
seit fast 20 Jahren fahre ich BMW Motorräder. Vorletztes Jahr erwarb ich eine K1300 R als Nachfolgemotorrad für eine K 1200, das ich bis dahin gefahren habe. Beides sind sehr schöne Maschinen. Und die Modellpflege hat sich gelohnt – bis auf einen wichtigen Aspekt.
Ich wohne in der Nähe der österreichischen Grenze. Auf meinem letzten Ausflug in die Berge musste ich nun feststellen, dass der Großteil der leicht erreichbaren schönen Strecken für dieses Motorrad wegen der Lautstärke gesperrt ist (z.B. Namlos, Tannheimer Tal).
Dabei halte ich das Anliegen der österreichischen Gemeinden für nachvollziehbar und berechtigt. 98 dB Standgeräusch reihen sich ein in die ansonsten nerv tötenden Rasenmäher, Laubbläser, Kreissägen usw. Das zeugt nicht nur von mangelndem sozialen Verständnis, sondern bringt auch Motorradfahrer allgemein in Misskredit. Immerhin ist die Auspuffanlage nicht von einem einzelnen Fahrer lauter gemacht, sondern von einem großen und wichtigen Motorradhersteller serienmäßig verbaut worden. Mein Eindruck ist, dass nur eine Minderheit der Motorradfahrer glaubt, laute Geräusche würde irgendjemanden beeindrucken. Und ich kann daher nicht verstehen, wie sie darauf eingehen konnten.
Welche Möglichkeit sehen Sie die Lautstärke der K 1300 R etwas zu reduzieren?
Planen Sie in absehbarer Zeit diesbezüglich eine technische Änderung anzubieten?
Es würde mich freuen, wenn sie sich der Verantwortung bewusst wären, die ein viel zu lautes Motorrad hat. Falls nicht, bin ich vermutlich gezwungen das ansonsten wunderbare Motorrad durch ein anderes zu ersetzen. Und zur Zeit bin ich von BMW etwas enttäuscht.
Mit freundlichen Grüßen,
xxx
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Email von BMW am 23.6.2021
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Sehr geehrter Herr xxx,
vielen Dank für Ihre E-Mail.
Auch wenn viele Motorradfahrer den Wunsch nach einem kernigen Sound haben, steht bei unserem Entwicklungsprozess nicht im Vordergrund, ein Motorrad so laut wie möglich zu machen, sondern vielmehr einen einzigartigen und emotionalen Sound zu generieren. Die von uns produzierten Motorräder erfüllen im Serienstand selbstverständlich alle zum Produktionszeitraum geltenden (europäischen) Geräuschvorschriften.
Die generelle Richtung, dass man die Geräuschemissionen im realen Betrieb verbessern will, tragen wir in der Motorradindustrie mit. Zudem unterstützen wir die Schließung illegaler Schlupflöcher, wenn es um nicht zugelassene Abgasanlagen oder Manipulationen geht. Mit welcher Geräuschemission ein Motorrad letztendlich unterwegs ist, hängt teilweise aber auch von der Bedienung durch den Fahrer ab. Die Gasgriffstellung, gewählter Gang und die Drehzahl beeinflussen im Wesentlichen die Geräuschemissionen. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam im Übrigen sogar die Studie, die die Tiroler Regierung in Auftrag gegeben hatte, wonach vor allem hochtourige Motorengeräusche (z.B. bei Beschleunigungsvorgängen) als störend empfunden werden. Hier befürworten wir aber eher Aufklärung im Rahmen der Motorradausbildung und spezielle Kampagnen als reine Verbote mit einer unklaren Rechtsgrundlage und einer sachlich zweifelhaften Anknüpfung an das im Fahrzeugschein ausgewiesene Standgeräusch.
Die Frage, ob mit einer kurzfristigen technischen Lösung für die betroffenen Modelle von Seiten BMW Motorrad zu rechnen ist, müssen wir leider mit nein beantworten. Entwicklungsarbeit braucht Zeit und eine verlässliche gesetzliche Basis in Form von längerfristig gültigen Vorgaben bei der Fahrzeughomologation. Da Beides in diesem sehr speziellen Fall nicht gegeben ist, gibt es von Seiten BMW Motorrad vorerst leider keine Handlungsoption in Form einer technischen Nachrüstung Ihrer BMW K 1300 R . Hierfür bitten wir um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen