So, mit Verspätung aber was willste machen…..Blöde Kohleverdienerei.
Wo waren wir stehen geblieben?
Ach ja….Tag 5:
6 Uhr, ich steh auf, fertig machen zum Joggen. Die Fensterläden des Balkons werden wie in der Rama Werbung geöffnet. Allerdings steht keine süße Holländerin mit Brotkörbchen auf meinem Balkon um auf Einlass zu warten. Stattdessen regnet es…..In Strömen. Was ein Scheixx! Da jogge ich nicht. Mist!

Ich hau mich noch ne Runde aufs Ohr und ohne meine tägliche Dosis Sport geht’s anschließend zum Frühstück. Reini und Oliver ziehen sich den gar nicht so üblen Hotelkaffee rein und die nette belgische Großfamilie führt auch bereits ihre neuste Kollektion am geschmacklosesten Urlaubsoutfit am Nebentisch vor.
Überhaupt schauen heute alle etwas anders. Die meisten pennen noch länger, die Raucher ziehen sich in einer Art Gruft zusammen, um ihre Lungenbrötchen trocken zu halten. Binnen kurz qualmt es in der Ecke so stark, dass im lokalen Wetterbericht auch noch vor plötzlichen Nebenwänden gewarnt wurde.

Maze und Andy, packen ihre GS und RR und suchen das Weite und verabschieden sich.


Oh man, Regen im Urlaub ist ja schon mal blöd aber mit dem Krad…nee weisste!
Klar kann man auch im Regen fahren, aber so richtig, so mit Schräglage und so….
Was mach ich mit meinem Bericht? Vielleicht ein paar Zeilen über das Hotel? Hatten ja schon einiges bei unseren Forumstreffen, ausgezeichnet haben die sich weniger durch Sterne als durch eher geruhsames Personal, mehr durch schöne Namen als durch schöne Zimmer, aber diesmal passt es. Zimmer, Personal, Essen, Aussicht….für die reinlichen Kradbesitzer unter uns auch genügend Wasser, um ihr Zweiräder am blinken zu halten. Nee, wirklich schön. Und sonst? Essen gibt es ab 19:15 Uhr ….Ist noch ein wenig hin……
Die ersten nutzen die Regenpause, um die Reifen zu wechseln. Unfassbar, was manchen mit in den Urlaub schleppen. Das man aus den südskandinavischen Bereichen heutzutage nicht – oder nur noch im Ausnahmefall per Krad anreist, sondern stattdessen den auf 80 km/h begrenzten Hänger – für Freunde des lustigen Wortspiels zu Klarstellung – den Anhänger – vorzieht, kann ich unter Reifen - und Soziagesichtspunkten noch einigermaßen nachvollziehen. Meine volle Hochachtung gilt jedoch den mobilen Werkstätten von Meister Lampe und Kuhtreiber. Deren Inhalt und Ausstattung würde ausreichen um in einem einigermaßen erfinderischen afrikanischen Staat den öffentlichen Fuhrpark mal wieder auf Vordermann zu bringen. Meister Lampe stattete das Gros der Zweiräder mal eben prophylaktisch mit neuen Bremsbelägen aus, alles sehr erstaunlich…...
Booahh, es regnete immer noch. Fußball beginnt auch noch nicht.
Ich entschliesse mich mit Rainer/Bruno zu Fuß runter nach Tignale zu gehen. 7 Kilometer berg runter, anschließend 7 Kilometer wieder berg hoch. Selbstredend hab ich natürlich kein Hightech Hiking Outfit inclusive geeigneten Schuhmaterials dabei. Eher die wanderaffinen Laufschuhe vom morgendlichen Joggingprogramm, die bei den akteullen Niederschlägen nach ca 376 Metern durchnässt sein werden mit den dann üblichen Konsequenzen? Oder doch die Goretex Motorradstiefel, mit denen ich im zweifelsfall auch trockenen Fußes über den Idrosee laufen könnte, aber durchaus geeignet sind, meinen eher schlanken Fuß mit geschmackvollen Blasen zu überziehen?
Da ich von Haus ein eher harter Typ bin, eher so Richtung Chuck Norris, entscheide ich mich für die Stiefel und wir beiden wandern unter den ungläubigen Blicken der daheim
gebliebenen los. Erinnert mich an den ein oder anderen Hollywoodfilm, in dem die Helden loswandern, um der gestrandeten/abgestürzten/notgelandeten etc Gruppe von irgendwo her Hilfe zu holen. Die ersten 400 Meter gehen auch ganz gut, dann fange ich an zu schwitzen und die Stiefel drücken. Ich wär jetzt lieber im Hotel und würd mich langweilen. Wieso sind wir eigentlich nicht mit den Motorrädern runtergefahren?
Die vorbeifahrenden Italiener schauen uns komisch an, 7 Kilometer mit dem Motorrad sich irgendwie anders an als 7 Kilometer in Motorradstiefeln. Eigentlich komisch, denn auf dem Krad hab ich sie auch an. Gerade war ich dabei, meinen Geist in die kontemplative Welt zu schicken, um die Zeit bis zum Cappu in Tignale metaphysisch zu überbrücken, als Hilfe in Form von Olli und Reini anrauscht, die sich einen dieser formschönen Kastenwagen ausgeliehen haben, um sich irgendwo hinter Riva neues Gummi auf ihre Felgen aufziehen zu lassen. Find ich nicht gut, dass Meister Lampe keine geeignetes Gerät dabei hat.
Jedenfalls kommen wir so gut nach Tignale, trotten zwischen eher älteren Touris im Regen über einen unbemerkenswerten Markt, treffen einen großen Teil der Sozias, die ausgerechnet mich nach einem Schuhoutlet fragen (ich hab doch schon Schuhe), trinken einen Cappu und gehen wieder zurück ins Hotel.
Auf dem Rückweg gabeln und Reini und Olli wieder auf.
Im Hotel haben sich alle irgendwie verkrümelt. Noch nicht mal die Raucher sind zu sehen.
Ich ziehe meine Motorradklamotten an, schnappe mir meine Französin und fahre los. Besser nass fahren als gar nicht.
Fahre Richtung Cappuvalle Ich persönlich finde es kindisch, asozial und unvernünftig, irgendwo in der Wallachei einen schönen Streckenabschnitt so lange zu befahren, bis einer heult oder irgendwas kaputt ist!
Allerdings finde ich es auch verdammt geil.
Ehrlich gesagt war es fahrerisch dann doch ob des rutschigen, weil feuchten Belags kein Highlight aber nach 120 Kilometern geht es mir wieder richtig gut.
Im Hotel verfolge ich mit einer Gruppe Schweizer Tennisspielern das WM Spiel Schweiz gegen Spanien.
Anschließend Abendprogramm. Komisch ist allerdings, dass es einen offensichtlichen Zusammenhang zwischen Wetter und Alkoholgenuss gibt. Bei schlechtem Wetter wird offensichtlich mehr getrunken. Manche Dinge muss man sich eben schön trinken.
Ach – und so ein bisschen Regen macht uns doch nix aus. Morgen wird’s bestimmt besser