Im Winter 2006/2007, der kein Winter war, was ich aber im November des besagten Winters noch nicht wusste, entschloss ich mich ein Angebot, dass ich nicht ablehnen konnte anzunehmen, nämlich meine ehemals vornehm graue KS, bestückt mit diversen Carbon Applikationen,
in den Farben der BMW M-GmbH neu erblühen zu lassen. Hiermit sollte die unglaubliche Dynamik und Eleganz von Motorrad mit dazu gehörigem Fahrer deutlich werden und auch der Öffentlichkeit permanent und immer vor Augen geführt werden. Zu diesem Zwecke wurde sie beim örtlichen Dealer des Vertrauens eingefärbt, mit einer geschmackvollen HP Fußrastenanlage versehen und zum Zwecke der Volksbelustigung über die Wintermonate der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Farbgebung begeisterte die Massen und Motorradfahrer kamen aus Nah und Fern, selbst von Gilching und Germering sollen Menschen gekommen sein. Nicht geplant, nein, noch nicht mal im Ansatz, war es mein Ziel, Motorrad dem Ruhm und der Ehre der Grand Nation zu widmen. Dann hätte die Farbgebung anders ausgesehen. Hat sie aber nicht. Außerdem – und das sollte ich fairer weise betonen – gab und gibt es andere befreundete Nachbarstaaten, denen ich mich noch befreundeter fühle, als unseren französischen Brüdern und Schwestern, aber das wiederum wäre eine ganz andere Geschichte.
Nachdem ich nun während des Nichtwinters meine KS nicht fahren durfte, da sie die Ausstellungshallen des Dealers schmückte, endete die Ausstellungszeit im Frühjahr und ich durfte endlich fahren. Eines meiner ersten Ziele war der Ahornboden.

Mit Sicherheit eines der schönsten Alpentäler, insbesondere im Herbst, wenn die namensgebenden Bäume vor den Bergen des Karwendels ihre Farbe ins rot ändern. Kanada Fans werden tränende Augen bekommen. Nun war aber April, das Tal war geöffnet und ich trieb meine KS zwischen Schneeresten an den Talboden. Diese Gegend ist nicht nur besonders schön, sondern auch besonders beliebt, ganz besonders bei der Spezies der Rotsocken. Man kann hier nämlich wunderbar wandern, bergsteigen, mountainbiken oder auch nur bis ans Ende des Tals fahren, aus dem Bus aussteigen, in dem dort ansässigen Lokals eine große Portion Strudel mit Vanillesauce oder Schlagsahne verdrücken um sich anschließend wieder erschöpft, nachdem man zwei bis drei Fotos der Bilderbuchgegend für den heimischen Kegelabend geschossen hat, in die Sitze des klimatisierten Busses fallen zu lassen. Neben genau so einem Bus stand meine leuchtende, elegante KS, auf dem Parkplatz des Ahornbodens und wurde natürlich umringt von vielen mehr oder weniger fachkundigen Rotsocken. Und begab sich, dass ein ca 5 Jahre alte Enkel seinen offensichtlich in Motorrad und Flaggen Fragen versierten Großvater fragte: „ Du Opi, was für ein Motorrad ist daaas?“ Und da eben Opi versiert war, war er um eine Anwort nicht verlegen und bewies sein Know-How mit der legendären Äußerung:“ Das ist ein französisches Motorrad, das erkennt man an den Farben!“
Seitdem ist aus meiner KS die „ Französin“ geworden.
So, nun wisst ihr es! Sollte also noch einmal jemand darüber die Nase rümpfen, dass die Farbreihenfolge der Tricolore eine andere ist, als die meiner Französin, möge er seinen Unmut bitte mit dem verursachenden Opi besprechen. Nur eins ist klar:
Meine Französin wird nicht umbenannt!