Eine umfängliche Erklärung zur Weltwirtschaftskrise

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Eine umfängliche Erklärung zur Weltwirtschaftskrise

Beitragvon Martin » 31.01.2009, 12:17

brillint, einfach, treffend geschrieben.

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Wo ist das ganze Geld geblieben?
Im Crash verschwanden Milliarden. Wohin? Und wo stecken die riesigen Summen, die Notenbanken und Regierungen zur Nothilfe aufbringen? TEXTE VON ALEXANDRA ENDRES

Wir begeben uns zurück auf Los: Am amerikanischen Immobilienmarkt fing alles an. Banken und andere Finanzinstitute gaben Kredite an hoffnungsvolle Häuslebauer oder -käufer, die sich das eigentlich gar nicht leisten konnten. Zunächst schienen alle davon zu profitieren, die glücklichen Besitzer der Immobilie ebenso wie die Maurer und anderen Handwerker, die am Bau oder der Renovierung verdienten. Die Banker und Makler sowieso, denn sie kassierten Provisionen und Zinsen. Diese und die Tilgung wiederum finanzierten viele stolze Hausbesitzer durch Anschlusskredite - kein Problem, als Sicherheit konnten sie ja ihr Gebäude vorweisen. Und dessen Wert stieg ständig.

Die Blase fing an, sich aufzublähen. Die Banken beliehen die wertvolleren Gemäuer mit noch großzügigeren Hypothekenkrediten. Die Eigentümer gaben das Geld aus, als müssten sie es nie zurückzahlen. Sie vergrößerten das Gebäude, kauften sich dickere Autos, konsumierten viele schöne Dinge. Sorgen, so dachten sie, müssten sie sich keine machen. Schließlich diente ihr Haus den Banken als Sicherheit, und wuchs sein Vermögenswert nicht stetig? So befeuerten die Immobilienbesitzer die gesamte US-Wirtschaft. Die Zukunft schien finanziell gesichert. Makler, Banker und Handwerker waren glücklich. Neben ihnen profitierten auch Unternehmer aus dem Ausland, etwa chinesische Textilfabrikanten oder europäische Maschinenbauer, vom amerikanischen Boom. Die Banken, die durch ihre Leihgaben den Rausch ermöglichten, fühlten sich ebenso sicher wie ihre Darlehensnehmer - verbrieften und verkauften sie doch die Kredite weiter an andere Geldhäuser. Auch deren Angestellte kassierten Provisionen und Boni.

Durch die Verbriefung der Kredite, so dachte man lange Zeit, verteile sich das Risiko etwaiger Kreditausfälle auf zahlreiche Schultern - und die geballte Kraft vieler Anleger könne die Last sicher tragen. Ein fataler Irrtum, wie man heute weiß. Denn die Häuser waren gar nicht so wertvoll, wie man dachte. Die Preise der an sie gekoppelten Wertpapiere entbehrten jeder Grundlage. Deshalb war ein Teil des Vermögens, das durch den Crash an den Börsen verbrannt wurde, nur virtuell.

Der Traum vom immerwährenden Aufschwung zerplatzte. Plötzlich fielen die Preise, die der Markt für Häuser zu zahlen bereit war. Die Zinsen aber waren so hoch, dass die einst stolzen Hausbesitzer nicht mehr in der Lage waren, ihre Raten zu begleichen. Es wuchs die Zahl der Zwangsversteigerungen. Viele wurden obdachlos. Die Banken und Hypothekenfinanzierer verloren so viel Geld, dass ihre Existenz in Gefahr geriet. Die Kreditverbriefungen fielen drastisch im Wert - und weil so viele Anleger sie erworben hatten, wurden Geldhäuser überall auf der Welt in den Strudel der Vermögensvernichtung gerissen. Als selbst die traditionsreiche Investmentbank Lehman Brothers bankrott ging, erreichte die Krise einen Höhepunkt. Die Makler machten keine Geschäfte mehr, die Handwerker blieben auf unbezahlten Rechnungen sitzen, die Exporteure aus dem Ausland bekamen keine Aufträge. So wurde aus der Immobilienkrise zunächst eine Banken- und später eine Wirtschaftskrise.

Das Fazit: Genau jene Gruppen, die vom Aufschwung profitierten, haben im Crash Vermögen verloren. Ausnahmen sind natürlich Hausbesitzer, die rechtzeitig verkauften, oder Banker, die früh genug aus dem Geschäft ausstiegen. Sie haben ihre Gewinne mitgenommen.
Wohin aber floss das Geld der Notenbanken?

Die Banken leihen sich gegenseitig Geld, häufig nur über einen kurzen Zeitraum hinweg - und zahlen das Geliehene an dessen Ende problemlos wieder zurück. Doch nun traf die Vermögensvernichtung die Geldhäuser hart. Sobald die Krise des amerikanischen Häusermarktes ausbrach, war klar: Niemand wusste, welcher Investor über den Kauf von verbrieften Hypotheken kleine Häppchen der faulen Kredite erworben hatte. Nicht einmal die Anleger selbst konnten das sagen, und waren sie auch noch so professionell. Zu kompliziert war die Struktur der Kreditpapiere. Niemand war vor Verlusten gefeit. Deshalb traute plötzlich keine Bank mehr der anderen. Die Banken sorgten sich, sie könnten einmal verliehenes Geld nicht mehr zurückzubekommen - also gaben sie es nicht mehr her. Der Kreislauf geriet ins Stocken. Irgendwann trocknete er ganz aus. Das war schon im vergangenen Jahr.

Bis heute kam er nicht wieder in Gang - dies, obwohl die Notenbanken aller Herren Länder ihr Möglichstes taten, den Geldfluss neu anzuregen. Die Zentralbanken stopften das Loch mit Milliarden - schon mehrere Male seit Ausbruch der Krise. "Sie pumpen Liquidität in die Märkte" heißt das im Banker-Jargon. Mit dem frischen Geld wollen Europäische Zentralbank, US-Notenbank Federal Reserve und Konsorten den Geschäftsbanken signalisieren: Sorgt Euch nicht, wir halten Euch flüssig, was auch passiert. Das sollte die Finanzinstitute beruhigen und den Geldkreislauf wieder in Gang bringen. In der Theorie.

Im Lehrbuch für Notenbanker wäre die Sache so weitergegangen: Das frische Geld der Notenbank gibt den Geschäftsbanken frischen Mut. Sie nehmen den vor der Krise üblichen Kreislauf wieder auf. Alles wird gut.
Doch das funktionierte nicht. Zwar handelten die Zentralbanken wie im Lehrbuch vorgesehen. Sie nahmen ihre Dollars und Euros nach kurzer Zeit wieder an sich. Doch die Geschäftsbanken misstrauen einander noch immer, der Geldfluss kam nicht in Gang. Deshalb mussten die Notenbanker seit vergangenen Spätsommer immer wieder erneut einspringen. Weil mittlerweile auch Unternehmen nur noch schwer an Geld kommen, gibt die Fed inzwischen sogar ihnen kurzfristigen Kredit, im Tausch gegen spezielle Anleihen, sogenannte Commercial Papers.

Mehr Geld ist durch solche Darlehen - egal, ob Banken oder Autohersteller sie empfangen - übrigens nicht im System vorhanden. Sie laufen über eine extrem kurze Zeit. Manchmal dauert es nur eine Nacht, bis der Schuldner seinen Kredit wieder tilgen muss. Die Notenbanken können aber noch weitere Fäden ziehen, um Banken, Börsen und reale Wirtschaft zu beeinflussen. Sie legen den Leitzins fest. Das ist der Zinssatz, zu dem sie üblicherweise Geld an die die Geschäftsbanken verleihen.

Die Folgen eines relativ hohen Leitzinses sind hier zu sehen. Die Banken borgen sich kleine Summen und vergeben Darlehen in geringer Höhe an Unternehmen, Privathaushalte oder den Staat. Die sind kaum aktiv: Firmen und Staat investieren nur wenig, Privatpersonen gönnen sich kaum etwas. Sie können es sich nicht leisten, die hohen Zinsen zu zahlen. In der Folge lahmt die Wirtschaft.

Hohe Zinsen sind also gut, wenn das Wachstumsrad heiß dreht. Sie bremsen seine Geschwindigkeit. Zugleich halten sie die Inflation im Zaum, indem sie die Menge an verfügbarem Geld begrenzen, erklärt das Notenbanker-Lehrbuch. In der Krise aber horteten die Banken ihre verfügbaren Gelder. Die Angst vor einem Wirtschaftsabschwung wurde stetig größer. Was taten also die Zentralbanken, vor allem die Fed in Washington? Sie senkten die Zinsen.

Einige Male taten sie das sogar gemeinsam nach Absprache, um ihrem Handeln mehr Gewicht zu verleihen. Die Krise hielten sie nicht auf. Möglicherweise polsterten sie den Aufprall nach dem Absturz ein wenig weicher. Und sie erhöhten die Gefahr einer Inflation, weil durch niedrigere Zinsen mehr Geld ins System gelangt als zuvor.

Wer bekommt deren Finanzhilfe - und wer kommt für sie auf?
Den wohl spektakulärsten Beschluss, ihren Banken zu Hilfe zu eilen, fassten die USA. Über 800 Milliarden Dollar stellten sie bereit, um die Finanzinstitute vor dem Einsturz zu bewahren. Wie kann ein Land so viel bezahlen?

Prinzipiell stehen der US-Regierung drei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder sie verkauft Anlegern mehr Staatsanleihen als geplant. Das ist gar nicht so abwegig. US-Staatspapiere gelten als extrem sicher und sind in der Krise begehrt wie nie. Sorge, Amerika könnte pleite gehen wie eine Bank und den Gläubigern Verluste einbringen, muss man offenbar nicht haben. Denn es gibt noch weitere Wege der Geldbeschaffung.

Die USA könnten die Steuern erhöhen - allerdings liefen sie dann Gefahr, die ohnehin marode Wirtschaft noch mehr zu belasten. Oder sie werfen einfach die Gelddruckmaschine an. Dann steigt die Summe des im System verfügbaren Geldes weiter an - was übrigens nicht passiert, wenn die Regierung in Washington die beiden anderen Möglichkeiten wählt - und die Inflation wird befeuert.
Zuletzt geändert von Martin am 01.02.2009, 22:49, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Martin

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Beitragvon Georg » 31.01.2009, 21:05

Hm, ich hab nichts davon verstanden. :roll:
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Beitragvon Carboner » 31.01.2009, 21:14

Schosch, lies die beiden letzten Absätze, das reicht.
Only the label is the limit! (dt: Nur die Schrift ist die Grenze!)
'S gibt Badische un 's gibt UnSymBadische! Bild Bild
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Beitragvon Harryholder » 31.01.2009, 22:57

Sehr gut! Stellt die Zusammenhänge gut zusammenfassend dar.
Wo hast Du das denn raus?
:wink:
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Beitragvon Petrocelli » 01.02.2009, 17:19

Harryholder hat geschrieben:Sehr gut! Stellt die Zusammenhänge gut zusammenfassend dar.
Wo hast Du das denn raus?
:wink:


Tja der hat wohl etwa Insiderwissen - kommt vielleicht aus dem Gewerbe...

@xyz
treffender hätte ich das auch nicht darstellen können :!:
Da die Wwltwirtschaft sich nach denen über dem großen Teich richtet, müssen wir wohl warten, bis sich dort alles beruhigt und wieder nach oben steigt :roll:

Vielleicht kann der Obama dass wieder richten :?: :?: :?:
Das Leben ist zu kurz um etwas zu verpassen...
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Beitragvon Georg » 01.02.2009, 17:20

Carboner hat geschrieben:Schosch, lies die beiden letzten Absätze, das reicht.


Ich kann nicht lesen.

Kann das nicht mal jemand als Bildgeschichte posten?
Georg
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Beitragvon Unbekannt » 01.02.2009, 17:31

ich werde morgen eine initiative zur behebung der weltwirtschaftskrise starten.

werde die Initiative morgen gegen 8 uhr hier im forum präsentieren.

bin ich als banker der welt schuldig!

jo retter
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Beitragvon Vessi » 01.02.2009, 17:32

mach lieber 8:30, werde vorher noch meine konten leerräumen... :lol:
...107200 tolle km mit der K12s...und nun wird geboxt...Bild
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Beitragvon Kradmelder » 01.02.2009, 17:34

KR hat geschrieben:Ich kann nicht lesen.

Kann das nicht mal jemand als Bildgeschichte posten?


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