Das Fazit vorweg.
Von den "Geradeausfahrmopeds" wäre die Triumph Rocket 3 R aufgrund des 2,5 Liter - 3 Zylinder (ich liebe den Sound der 3 Zylinder) mit seinen 167 PS und den 221 Nm das einzige Motorrad welches ich mir aus dieser Fahrzeugklasse (HD, Indian, BMW R 18 etc.) holen würde. Finish, auch die Cockpitgestaltung und die verarbeiteten Materialen machen einen sehr sehr wertigen Eindruck. Sogar der Preis spricht eher für die Rocket 3 als für ein Motorrad der Mittbewerber.
Im Rahmen der Triumph Media Days in und um Oschersleben hatte ich endlich die Möglichkeit sie zu fahren.
Aber da ich nicht nur "gerade aus" fahre und in meiner Garage eher Mopeds stehen mit denen man auch Kurven fahren kann,
hier mal die Fahreindrücke aus der Sicht eines ehemaligen K 1600 GT und aktuellen S 1000 XR und R 1250 GSA Fahrers.
Nach dem Start fällt die 2,5 Liter Motor sofort in einen ruhigen Leerlauf.
Dank meine Körpergröße habe ich natürlich trotz der Größe und Gewicht und geringen Sitzhöhe einen sicheren Stand.
Die leichtgängige Kupplung überrascht, weil man doch schon früher bei so starken Motoren andere Kräfte aufbringen musste.
Die Abstimmung aus Kupplung, Schwungmasse und Getriebe passt, so das man leicht und ohne auch nur einmal abwürgen damit zurecht kommt.
Das Gewicht kenne ich ja noch von der K 1600 GT aber wenn man mit der Rocket 3R dann die erste Kurve fährt dann fragt man sich doch ob die Triumph kein "Stehaufmännchen" ist. Wo eine K 1600 GT neutral ohne Kraftaufwand in Schräglagen jeglichen Winkels durch Kurven zirkeln lässt, muss die Rocket in die Schräglagen mit Kraft gedrückt werden, je stärker sie sind. Man gewöhnt sich dran und beginnt (in Gruppen macht es sogar Spaß) damit zu "kämpfen".
Bei den Kollegen die eher "gerade" um die Kurven fahren sah der Reifen nach der Tour in den Harz in den Kanten immer noch "Neu" aus:
Aber das fahren mit den Fußrasten auf der Straße (leider für mich viel zu früh), fördert den Abrieb in den Kanten:
So das die Reifen auch eine leicht rundere Kontur bekommen, und sich die Rocket dann ein wenig leichter einlenken lässt.
Der Feder/Dämpferabstimmung passt zur Rocket, ohne Aufschaukelneigung geht auf ein runder flotter Fahrstil.
Sportlich ist leider auch die Art und Weise wie der Schalthebel bedient werden will.
Aufgrund der großen Einzelhubräume des 2,5 Liter und trotz der 3 Zylinder möchte der Motor im Betrieb so um die ca. 2000 U/min drehen um angenehm fahrbar zu sein.
In Verbindung mit dem recht geringen nutzbaren Drehzahlbereich und der großen Gangspreizung bedeutet das, das man den 6. Gang eigentlich erst ab 100 km/h nutzen kann.
Der hackende 2 Zylinder der alten 1200 Multistrada ließ den großen Gang schon ab ca.80/90 km/h zu. Eine R 1250 GS kann schon ab 70 km/h im großen Gang gefahren werden.
Mit dem 6 Zylinder der K 1600 GT kann man schon mit knapp über Leerlaufdrehzahl mit 40 km/h und mit der neuen (länger übersetzten) S 1000 XR ist man bequem ab 50 km/h schon im Stadtverkehr unterwegs. Das bedeutet das mit der Rocket, solange es nicht wirklich schnell geradeaus geht, irgendwo im "Getriebe", also meistens im 3. oder 4 Gang am rum "zappen" ist. Fahren auf der Drehmomentwelle kenne ich anders. Durch diese "Gangvorgabe" ist der vermittelte "Leistungseindruck" natürlich schon beeindruckend aber halt durch "unendliche" Schaltarbeit erkauft. Und diese Schaltarbeit muss auch noch ohne Schalthilfen (Blipper) erledigt werden. Meine im gleichen Gang bewegte R 1250 GSA liefert trotz weniger Leistung mindestens genau so kräftigen Eindruck von Leistung.
Das Fahren in der Gruppe von Kollegen hat zwar gezeigt das man mit einer beherzt gefahrenen Rocket trotz der begrenzten Schräglagenfreiheit, wenn man Sie zu nutzen weis, sehr flott unterwegs sein kann, aber der Aufwand ist dann doch groß und muss man mögen.
Aber wie schon gesagt, wäre die Rocket 3 R das einzige Moped für mich in dieser Klasse.
Hier habe ich noch ein paar Bilder von der Fahrt mit der Rocket:
https://www.bmw-motorrad-bilder.de/mb/t ... 243&page=8