Um 10:00 Uhr kam ich beim HD + Buell-Händler in Osnabrück an. Die Harley meiner Wahl stand schon aufgetankt und fahrbereit vor dem Schaufenster. Die Formalitäten waren ruckzuck erledigt. Perso vorlegen und einen Zettel unterschreiben. Zeit hatte ich bis 13:30 Uhr. Der Verkäufer guckt mich an und bemerkt erst einmal, dass die Nighster für mich zu klein sei und ob ich auch Interesse an einer richtigen Harley hätte. „Natürlich“ war die Antwort, aber zuerst einmal möchte ich auch die kleine Harley fahren. Ich hatte vorher noch nie eine Harley bewegt. Also hier der Fahrbericht:
Nighster:
1. Sitzposition: äh, mit dem Po in den Keller fallen lassen und auf einen Zementsack landen. Die gefühlte Härte eines Backsteins! (die Sitzbank meiner Biene ist ein Sofa dagegen). Der Lenker liegt ausgezeichnet in den Händen, die Fußrasten sind sehr bequem in der Mitte angeordnet.
2. Motor: springt ohne zu murren an.
3. Sound: ein tiefen brabbeln, sehr angenehm.
4. Der ganze Bock schüttelt sich wie ein Lämmerschwanz, nicht die Zähne zusammen beißen, dann fallen die Inlets heraus, fühlt sich aber super an. Die Sitzposition ist natürlich niedrig.
5. Fahrverhalten: die Kiste hat ca. 67 PS und ich dachte Harleys wären so behäbig wie Neufundländer, aber von wegen. Der Motor hängt sehr gut am Gas (Einspritzung) und geht an der Ampel wie Moppi ans Gehackte. Dann ab in den Teutoburger Wald mit vielen schönen Kurven. Die Harley mit 260 kg Kampfgewicht geht durch die Kurven wie ein Fahrrad, ich bin deeply impressed, so hätte ich es mir nicht vorgestellt. Sie wieselt durch jede Kurve, nicht schlecht Herr Specht. Gewöhnungsbedürftig ist, dass man den Fuß zum Schalten hochnehmen muss, Fußbremse und Schaltung liegen deutlich über den Rasten.
6. Bremsen: vorne gibt es nur eine Scheibenbremse, natürlich ohne ABS, aber die Bremsen verrichten klaglos ihre Arbeit, sprich sie funktionieren einfach auch mit normalen Hand- und Fußkräften und verzögern ordentlich.
7. Schaltung: Das Getriebe ließ sich leicht schalten, die Handkraft für die Kupplung war gering.
Nach ca. 1,5 Wohlfühlstunden habe ich die Nighster wieder geparkt. Ich kann nur sagen, ich war wirklich erstaunt wie einfach sich dieses Mopped bewegen lässt. Sie sieht auch noch sehr gut aus, alles in schwarz und viele schöne Details, aber sie ist leider für Germanen wie wir zu klein von ihrer Gestalt.
Dann wurde mir die große Harley „aufgezwungen“. Es handelte sich um eine umgebaute Street Bob mit ca. 100 PS und einer offenen Screamin' Eagle Auspuffanlage. Mein lieber Herr Gesangsverein machte die einen schönen Krach, da sind selbst die Raketenwerfer von osm62 dezent.
Vor allem mein Grinsen im Gesicht, als der Verkäufer etwas von „nicht legal und etwas zu laut und ob ich mich traue“ vor sich hinmurmelte und ich ihn wegen des sonoren Sounds nicht verstehen konnte, hättet ihr sehen sollen.
Also flugs Platz genommen und davon gerollt.
Street Bob:
1. Sitzposition: den Po noch ein halbes Stockwerk tiefer fallen lassen, als bei der Nighster. Man merkt sofort, die Nighster ist viel zu hoch. Der Einmannsattel ist bei der Bob sehr angenehm. Das Sitzkissen schmiegt sich schön an den Allerwertesten, genau wie bei einer Al Bundy Furgeson. Alles ideal um die Kippe am Bordstein aus zu drücken.
2. Motor: spring super an und mach einen Höllenlärm
3. Sound: grins
4. Schüttelt sich nicht so wie die Nighster.
5. Fahrverhalten: Ich dann mal los. An der ersten Ampel treffe ich eine BMW R1200R. Na dann mal in die Vollen. Hammer was da abging, man schaut nicht auf das einzige Instrument den Tacho, es wird nach Gehör und Feeling geschaltet. Die R hatte im Anzug keine Schnitte, das Ding macht alles bei ca. 3000 U/min. (wurde behauptet, mangels Drehzahlmesser konnte ich es nicht bestätigen). Ohne Ende Bums. Dann ging es wieder in den Teuto, noch mal die Strecke mit den zahlreichen Kurven. Da kam dann das Ahah-Erlebnis. Länge läuft, aber nicht um Kurven. Die erste scharfe Kurve wurde lang und länger und mir wurde bang und bänger, jetzt aber in das Eisen (auch nur eine Vorderradscheibe) und Bremswirkung mit normaler Handkraft gleich Null. Es musste schon die ganze Hand ran und schön mit allen Fingern und voller Kraft den Bremshebel gedrückt, dadurch kam ich zu brauchbaren Bremsergebnissen.
6. Also große Harleys sind für große lange Highways und nicht für den Teutoburger Wald.
7. Bremsen: sch..ße
8. Schaltung: Butterweich und ohne Geräusche
Der Unterschied zur Nighster war schon erstaunlich, die kleine Harley war in Kurven wesentlich agiler, härter und hat sich mehr geschüttelt, wirklich nett.
Aber haben muss man die große Harley, ein echtes Männermopped, Kraft ohne Ende, einen Sound vom anderen Stern, will in jede Kurve gezwungen werden, bremsen muss man mit dem Motor und das Fahren macht einen Mörderspaß. Würde ich sofort als 2. Mopped haben wollen. Beim Abschied hat der Verkäufer noch etwas geschrieen, ich habe ihn aber nicht verstanden, denn mein Gehör hat erst wieder 3 Stunden später funktioniert. Als ich auf meine Biene stieg, musste ich meine Fußrasten suchen, wer hat diese eigentlich soweit hinten angebracht und ein Bänkchen zum Aufsteigen habe ich auch benötigt. Bei Anfahren musste ich den Motor auf Drehzahlen quälen, um dann beim Bremsen fast über den Lenker zu gehen.
Was für ein netter Spaß an einem sonnigen Samstagmorgen.
