Tag 5
6:15 Uhr. Bin schon lange wach. Hab ein schlechtes Gewissen, weil ich heut nicht joggen will. Geh schwimmen. Auf dem Rückweg vom Schwimmen begegne ich Jochen, der wie jeden Morgen um diese Uhrzeit sein Motorrad putzt und sich über die saubere Maschine vom kleinen Ralle mokiert.
Komische Menschen, denen man um diese Zeit begegnet. Beim Frühstück sitzt Oliver schon. Keine Ahnung, warum man schon vor mir frühstücken muss.

Ich lasse heute den Schinken weg und nehm nur Käse zum weißen Brot. Morgen werd ich es mal mit Schinken unter dem Käse versuchen. Maze ist wieder weg. Ihm hat es nicht gefallen. Konsequent ist er ja!
Heute wollen wir mal Motorradfahren. Ich möchte heute mal woanders hin. Es soll nicht der Osten sein und nicht da, wo es regnet. Meinen Ansatz find ich gut! Er überzeugt auch Jochen und Rainer/Bruno. Weiter wollen wir die Werbetrommel nicht rühren, denn, äh wie soll ich sagen, wir …. also, nee nix mit rasen, nenene - wir wollen ohne Navi fahren. Einfach immer los, immer da wo es kurvig ist und sonnig. Und auf die Karte darf erst nach frühestens zwei Stunden geschaut werden. Ist kein Mainstream Ansatz!
Direkt hinter dem Hotel gehen die Kurven los –
wenn man nicht nach Osten fährt. Ein wenig seifig die kleinen kurvigen Straßen um diese frühe Stunde noch, aber das kurze Beschleunigen, untermalt vom Brüllen des Akra Endrohrs, kurzes Drücken der Lenkerenden und Abkippen, mit dem Gas dagegenhalten und dann wieder ein kurzer Dreh am rechten Griff. Man, was ist Motorradfahren doch geil!

Wir fahren irgendwo durch eine recht menschenleere Gegend, nicht auf der letzten Rille, aber im Volksmund wird man zumindest das Adjektiv „zügig“ verwenden können. Polizei gibt es eh so gut wie gar nicht und wenn scheinen sie mehr an den Motorrädern an sich interessiert zu sein. In einigen Dörfern und Städten gibt es fest installierte Blitzstationen, die meisten von denen allerdings durch Rowdys mit Farbe außer Gefecht gesetzt! Abgesehen davon finde ich Tempo 50 in den Dörfern absolut ok. Apropos Dörfer: Wenn man mit den durchaus akustisch präsenten Ks, von denen so gut wie keins die Originalthermoskanne besitzt, durch die italienischen Dörfern fährt, winken einem die Bewohner zu, staunen, lachen. Ich stelle mir das in Deutschland vor….der geordnete Rückzug hinter sich abrupt verschließenden Rolläden wäre noch die günstigste Vorstellung!
Nach Stunden Kurvenschwingen schauen wir auf die Karte. Zudem geht das Benzin zur Neige. Die nächst grössere Stadt ist Follonica und liegt am Meer. Wenn man schon mal da ist!
Ein paar Kilometer Geraden nehmen wir in Kauf.
Wir besuchen den örtlichen Copacabana Club ( oder so ähnlich),
genießen die Annehmlichkeiten der freundlichen Südländerinnen

, bevor wir uns an Pinienwäldern auf der rechten und große grüne Gummikrokodile auf der linken Seite vorbei Richtung Süden, Richtung Grosseto aufmachen. Auf der Karte haben wir ein kleines interessant ausschauendes Sträßchen nahe der Ortschaft Tibli oder Tribli oder so ähnlich ausgemacht. Wir werden nicht enttäuscht. Feinster griffiger Asphalt, gepaart mit komplett abhanden gekommenen Geraden lassen, mmmh, wie soll ich das sagen…..Also es hat Spaß gemacht. Wenn ich jetzt ein paar Euro mehr hätte, hätte ich gesagt…“packen Sie es ein, ich nehm es!“
Anschließend fahren wir durch kilometerlange Zypressenalleen,
gut, hier hat man die eben vergessen Geraden aneinander gebaut, aber zumindest hat man diese Strecke wirklich nett gestaltet. Zu Freude von Jochen grasen schwarze Schafe zu rechten der Strecke das üppige Gras ab.
Unser Ziel ist nun der Monte Amiata, mit 1700 und ein paar Metern der höchste Berg der Gegend und ein Gebiet, in dem man super fahren können soll. Gestärkt mit ein paar Panninis
und einem Espresso wollen wir los, aber die ersten fetten Tropfen lassen uns stoppen. Regenkombi raus. Es beginnt zu schütten. Wir drehen Richtung Norden ab, Richtung Siena, dann Hotel. Abrupt unterbrochen, aber bis dahin hat es tierisch Spaß gemacht! So muss Motorradfahren sein!
Irgendwie bin ich heute zufriedener als gestern. Die anderen, die ins Hotel zurückkommen, sind auch glücklich. Wo sie waren, wissen die wenigsten, aber sie erzählen mit leuchtenden Augen und wachsender Begeisterung von einem riesigen Steak und beschreiben mit den Händen ein ungefähr Mülldeckelgrosses imaginäres Fleischstück. Die Armen, wenn ich gewusst hätte, dass sie solchen Hunger darben, hätte ich was gespendet.
Abends vernichten wir noch ein paar Steininger Dosen, als das nicht mehr schmeckt, gehen wir auf den billigen Roten über, aber wenn man einen solchen Tag hinter sich hat, findet man das auch klasse.
Klaus verkündete für den morgigen Tag Sonne, was uns alle ein wenig Sorgen bereitete.
Fazit: Motorradfahren ist geil. Manchmal ist ohne Navi besser als mit!
Technisches Fazit: BT016 auf trockenen Straßen ist mindestens so gut wie der MPP, eher noch besser.
Morgen versuchen wir wieder den Monte Amiata zu erreichen, Martin lernt das Fliegen, Konrad reisst vor jungen italienischen Damen die Hose runter und Kuhtreiber bekommt ein schönes neues Motorrad.
Zuletzt geändert von Unbekannt am 10.06.2008, 15:39, insgesamt 2-mal geändert.