Teil 3:
Natürlich habe ich CDs mit guter Musik im Auto! Mit „Sympathy for the Devil“ von Herrn Jagger und Co starte ich gerne lautstark in den Tag, das gibt mir Biss , oder auch mit den Herren von Rammstein, wenn die nach ruhigem, melodiösem Beginn bei „ich will“ richtig loslegen, das baut mich mental auf für den Tag. Der einzige Nachteil bei diesen CDs ist der, dass ich immer schon weiß, was kommt und da ich nun mal von Natur aus neugierig bin, Angst habe, etwas zu verpassen, falle ich immer wieder aufs Radio rein und schalte ein. So auch diesen Mittwoch. Seit halb 6 Uhr morgens bewege ich mich zügig aus Richtung Süden über die A3 auf Frankfurt zu. In Würzburg habe ich mir einen Cappu und eine belegte Semmel für knapp 10 Euro gegönnt und bin nun in Höhe Wertheim und stelle fest, dass ich fast eine Stunde vor meinem Termin in Frankfurt einlaufen werde.
Währenddessen grüble ich immerfort, ob die Deutschen wirklich so total bescheuert sind oder ob Deutschlands Radiofritzen uns nur für blöd halten. Ich höre Radio aus dem Südwesten, und – obwohl ich nicht gegen Herbie und seine genäselten und gequetschten songs habe – im Radio bringt man allen ernstes jede stunde mindestens den Hinweis, ach was sage ich Hinweis, man tut so als sei es eine, just in dieser Sekunde eingetretene unglaublich glückliche Fügung, dass sich dieser Herr Grönemeyer aufmacht, ein Konzert mit ein paar Hörern eben dieses Senders abzuhalten. Ja schön, aber muss man mir dies 6-23 mal in der Stunde um die Ohren hauen, verbunden mit der Lebensgeschichte des kleinen Herbert, untermalt von immer wieder im Studio anrufenden Menschen, die betonen, wie total super alles sei ( hat schon mal einer von Euch bei einer Radiostation angerufen? Was sind das bloß für Menschen? Gibt’s die wirklich oder gibts in Deutschland so ungefähr 500 festangestellte Anrufer, die deutschlandweit anrufen, um zu bekunden, dass sie alles total super und geil fänden? Ich glaube, nur so ist das zu erklären!). Während also das Grummeln des Fahrers ob dieses Zustands das Grummeln des Diesels locker übertönt, kommt mir die Autobahn auf einmal so holprig vor. Natürlich wäre dies auch der richtige Zeitpunkt sich zum Thema Zustand des deutschen Straßenwegenetzes zu äußern und der Organisation und des Ablaufs von Autobahnbaustellen, befürchte aber, dass ich von meinem eigentlichen Anliegen leicht abweichen könnte.
Nun, der Leser kann und wird es nicht erraten, woher das eigentümliche Lenker schlagen, das Reißen in eine Richtung und das eher unkomfortable Fahrverhalten herrühren. Das „Ping“ des kleinen Lichtleins am vorderen Mäusekino kann viele Ursachen haben und ich möchte die Spannung und das Rätsel raten über die Ursache für den Leser erträglich machen. Ich sag es! Mein linker Vorderreifen …

… Ohrenrauschen!
Anruf bei der Serviceline. Beschreibung der Situation mit der gleichzeitigen Bitte, mir eine Niederlassung eines Händlers im Raum Frankfurt zu nennen, der diesen Reifen, der gerade seinen Geist aufgegeben hat, auf Lager habe, zu nennen ( der aufmerksame Leser bemerkt, dass ich auf das Servicemobil, da es nie wirklich helfen kann, verzichtet habe und so einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz geleistet habe), und da ich um 10 Uhr einen Termin in Frankfurt hätte, den ich gerne wahrnehmen würde, wäre es klasse, wenn Sie mir helfen würde. Sie kümmere sich drum und würde mich umgehend zurückrufen. Stolz über dieses coole und professionelle Verhalten sowohl meiner Person, als auch der Telefondame freue ich mich, schwöre aber gelichzeitig, nie mehr einen amerikanischen Reifen und sei er auch noch so gut getestet, aufzuziehen, denn reifentechnsich war dies wahrlich kein Gutes Jahr. Ich rumpele mit knapp 80km/h, von lichthupenden LKW aufs übelste bedrängt, gen Frankfurt, als nach 30 Minuten das Telefon klingelt und mir die Dame eröffnet, dass es ihr sehr leid tue, aber sie könne nicht feststellen, dass ich einen Termin habe.
Warum bitte mache ich regelmäßig Sport, versuche ich mich gesund zu ernähren, saufe nicht wie ein Loch, wenn man doch durch äußere Einflüsse in Blutdruckhöhen kommt, die durch ein normales mechanisches Sphygmomanometer mit Aneroidmanometer und Stethoskop nicht mehr erfasst werden können ?
Ich präzisiere mein Anliegen erneut, mit leicht gepresster Stimme, werde dann verbunden, - mit 5 verschiedenen Abteilungen -, sage mein Sprüchlein auf und mein größter Erfolg ist es schließlich, an eine Niederlassung verwiesen zu werden, die nicht ausschließen kann, solche Gummis auf Lager zu haben. Wahnsinn, Glück, Taumel, - in einer Stadt der Größe von Frankfurt, mit mehr Einwohnern als Neubiberg und Oberhaching zusammen, kann eine Niederlassung nicht ausschließen, eine solche „Gattung“ Reifen zu haben.
Die Fahrt ist eine Geduld- und Nervenprobe, meinen eigentlichen Termin kann ich verschieben, und gegen 10 Uhr lande ich in der Niederlassung. Nicht schön dort, Motorrad steht auch dran, sind aber nur drei da, aber das ist ja auch egal jetzt. Mit letzter Kraft schleppe ich den angeschlagenen Wagen auf den Hof, parke ein, als ein hilfreicher Angestellter hinzueilt , um mir mitzuteilen, dass mein linker Vorderreifen auffallend wenig Luft habe.
Nach 20 Minuten Warten am „Serviceschalter“, erzähle ich meine Geschichte – „nein ich habe nicht hier einen Termin“ – darf Platz nehmen, einen Cappuccino trinken und warten bis der zuständige „Servicemitarbeiter“ sich um mich kümmert. Dies geschieht prompt nach weiteren 20 Minuten währenddessen ich die Möglichkeit hatte, den morgendlichen Streitereien des „Teams“ zu lauschen. War mir echt peinlich, dass ich das alles anhören musste, war aber offensichtlich der Einzige.
Nachdem ich mein Anliegen dem „Servicemitarbeiter“ geschildert hatte, - dass ich einen Termin hatte, ließ ich weg – verschwand mein Helfer! Wohin, weshalb? Keine Ahnung.
Aber knapp 15 Minuten später war er schon wieder da. Nee, die Reifen wären nicht vorrätig. Bestellen, kein Problem blablabla
Ich könne ja übernachten oder Leihwagen oder blabla….
Kennt Ihr den Ätna, nee besser den Mount St. Helens? Ist ein Vulkan – patsch, einfach so explodiert. Tote, Verletzte.
Ich rufe in München an, bei meinem Serviceberater. Antwort nach 3 Minuten: „ 4 Stück sind in der Niederlassung in der Hanauer Landstraße und er habe bereits zwei davon für mich reserviert!“ Danke!
Ich ging jetzt davon aus, dass man beim

mir nun diese 2 Reifen holen würde. Ha, falsch. „Heute abend frühestens, wissen Sie was bei uns los ist und wie schwierig das zu buchen ist.“ Danke, nee hab Verständnis !
Also mit den letzten Gummiresten knapp 7 km durch die Frankfurter Innenstadt.
Vor einem schönen Glaspalast mühsam einen Parkplatz gefunden. Da ich in Berufskleidung sehr gediegen aussehe, begrüßt man mich auch überaus freundlich und fragt mich nach meinem Begehr. „Reifen, kaputt, Odyssee,“ ……
„Wir sind hier der Neuwagenverkauf!“ Punkt! „Äh – ja und ?“ Stellt die Marke meines bisherigen Vertrauens nun schon Fahrzeuge ohne Reifen her?“
Da m ü s s e n sie doch zu unserem Reifen und Teileservice…….der ist aber nicht hier…..
Ich langweile Euch nicht weiter mit den Gesprächen, nur soweit, als ich dem netten Herren beim Teileservice meine Geschichte erzähle, meint er, es sei doch klasse, was die Reifen heutzutage alles können. Als ich ihm schildere, dass dies der dritte Reifen am jetzigen Auto ist, fragt er mich, wo ich denn herfahre, Rallys und so. Total guter Gag!! Hat jemand mal Falling down mit Michael Douglas gesehen?
Nachmittags um 14 Uhr sitze ich wieder im Auto, mit zwei neuen Vorderreifen, 640 Euro ärmer. Meinen Termin habe ich verpasst und mein Verhältnis zur Marke meines bisherigen Vertrauens ist fundamental gestört. Auf dem Rückweg hab ich CD gehört – kein Radio.