durchstreift hat, wird sich ob der Landschaft, der Gebäudearchitektur
und vor allem deren Anordnung gewundert haben.
Nun, was ist das Besondere an den Westfalen. Wie kam es zu dieser
verschwenderischen Ausnutzung jener wichtigen kapitalistischen
Grundressourcen, die wir heute im umgangssprachlichem mit Grund
und Boden bezeichnen?
Früher, vor langer Zeit, war das heutige Gebiet der Westfalen
unbewohnt. Es gab einfach nichts her. Landschaftlich und ökonomisch.
Mit anderen Worten, es war für Jedermann einfach nur uninteressant.
In unmittelbarer Nachbarschaft jedoch, dem heutigen Gebiet von
Niedersachsen, blühte die Landschaft und gedieh der Frieden. Die
Menschen dort hatten erkannt, dass das Zusammenleben in dicht
nebeneinander und zueinander angeordneten Bauten nur von Vorteil
war und ein Jeder dadurch in Zufriedenheit und gesellig Beieinander
zu leben vermochte. Zu dieser Zeit entstanden die typischen
Rundlingsdörfer.

Nun, verlassen wir jedoch die netten Niedersachen und kehren zu den
Westfalen zurück.
Es kam, wie es kommen musste.
Wie es nun einmal die Eigenschaft eines so genannten Rundlingsdorfes
mit sich brachte, ergab sich irgendwann das Problem, dass kein Haus
mehr zwischen die anderen passte. Der Streit war vorprogrammiert.
Einige, nicht der Gemeinschaft und dem geselligen Beisammensein
zuträglichen Niedersachsen, verließen, anstatt sich ein neues, nettes
Dörfchen zu bauen, das gelobte Land.
Tief verfeindet, unfähig der Einsicht ihrer Engstirnigkeit, zogen sie gen
Westen. Natürlich jeder für sich und nicht in einer Gruppe gar.
Geschichtsforscher datieren diesen Beginn der Streitigkeiten und den
selektiven Zug der ausgestoßenen Niedersachsen auf das 16.
Jahrhundert n. Chr.
Jene Menschen also, von ihrem Streit und Neid zerfressen, erreichten
das Gebiet des heutigen Westfalens.
Überglücklich ob der freien, unverbauten Landschaft die sie vorfanden,
begann ein jeder sofort mit dem Bau seines neuen Heimes. Denn, man
kann sagen was man will, die Fleißigkeit war ihnen trotz des tief
verankerten Hasses und Neides nicht abhand gekommen.
Aber der Stachel saß tief und so suchten sich die ausgestoßenen
Niedersachsen ein jeder den Platz aus, der am weitesten von seines
Nachbarn Domizil entfernt war.
Man spricht noch heute von dem Beginn der Lehre über Atom und
Magnetismus. Haben beide Gebiete doch gleiche Eigenschaften,
nämlich dass die negativ geladenen Teilchen gezwungen sind, sich
gegenseitig mit größtmöglichem Abstand zueinander zu platzieren.
Natürlich gab es so manches Mal auch das Bedürfnis einander zu
besuchen. Um zum Beispiel Streitigkeiten wegen Grenzverletzungen
auszutragen, eine Magd dem Nachbarn auszuspannen oder auch, was
natürlich sehr selten vorkam, ein wenig zu feiern. Dieses jedoch immer
mit dem verständlichen Hintergrund, den Anderen zu übervorteilen.
Da sie, inzwischen nannten sie sich selbst Westfalen, abgeleitet von
dem Wort West für die Himmelsrichtung, in die sie gewandert
waren und dem Wort falen, eine ursprüngliche Bezeichnung für
einfältig, auch von einer Art Bequemlichkeit befallen und wortkarg
durch das getrennt voneinander leben geworden waren, bauten sie zur
Bewältigung der großen Entfernungen Feldwege um möglichst schnell
und ohne viele Worte wechseln zu müssen, sich gegenseitig zu erreichen
vermochten. Jene schmalen, schlecht geteerten Sträßchen, die sich noch
heute kreuz und quer durch Westfalen ziehen.
So entstand die für Westfalen typische Landschaft, wo ein Jeder sein
Haus mitten in seine Ländereien, möglichst weit entfernt von des
Anderen Grund und Boden, zu bauen pflegt, verbunden durch geteerte
Feldwege.
Selbst in den Landeswappen kann man den Ursprung der Westfalen
deutlich erkennen:
Das Wappen der Westfalen:
Das Wappen der Niedersachsen:

Auffällig, aber nicht verwunderlich, ist die gedrungene, man möchte
fast sagen verschrobene Verformung des einst so stolz, in weiten
Sprüngen das Land durchziehenden Rosses, das, nicht schwer erkennbar,
jegliche Offenheit, Freimütigkeit und Lebensfreude verloren zu haben
scheint.