So, heute sollte es so weit sein.
Die finale Probefahrt war mit meinem Händler abgesprochen und danach
wollte ich eigentlich mit dem neuen Systemhem 7 die nächsten Jahre
unterwegs sein.
Da ich außer der Bauart bedingten Geräuschkulisse an meinem aktuellen
5,5 Jahre alten N104 nichts auszusetzten habe, lag mein Schwerpunkt bei der
geplanten Probefahrt, abgesehen natürlich von der Passform, eben auf
dem Thema Lautstärke.
Hier hatte ja BMW in seiner Werbung Großes versprochen.
Da sich soetwas eher bei höheren Geschwindigkeiten zeigt, sollte die
Probefahrt natürlich auch über die Autobahn gehen.
Grundsätzlich war mein Gedanke aber, wenn er passt ist der Rest nur noch
Formsache.
Wie das aber manchmal so ist, da ist man mächtig heiß auf irgendwas und
dann kommt es ganz anders als man es sich vorstellt.
Die erste Anprobe im Juni hat mich ja schon feststellen lassen, das BMW
Größenmäßig etwas anders tickt als andere Anbieter.
Bei meinem nachgemessenen Kopfumfang von 58cm, was auch perfekt bei meinem
alten Nolan N104 so passt, war mein Schädel im Systemhelm 7 bei Größe 58/59
nicht unter zu bringen.
Trotz dieses Wissens war ich heute dann etwas überrascht das selbst die Größe
60/61 noch zu klein war.
Erst mit Größe 62/63 passte der Helm dann auf meinen Kopf, dann aber
super perfekt wie der sprichwörtliche Turnschuh.
Somit war die Pflicht schon gelaufen und es stand nur noch die Kür an.
Vorab mal die Rahmenbedingungen:
-K16GT aus 5/2012 mit originaler Scheibe, Seriensitzbank auf tiefer Position
-Fahrer = 172cm groß, kein Sitzriese, normale Statur, Atlantis 4 Kombi
-Straßen im guten Zustand
-Witterung trocken, etwas windig, Temperaturen um die 23-24°C
Die ersten Meter gingen durch die Stadt.
Hier empfand ich das sehr große Sichtfeld schon mal als sehr angenehm.
Da die Temperaturen mit 24 Grad schon warm waren, wurde gleich die Belüftung getestet
und auch hier konnte der Helm schon bei niedrigen Geschwindigkeiten überzeugen.
Dann ging es auf die Ausfallstraße Richtung Autobahn.
Urplötzlich fing das leicht geöffnete Visier ab ca. 60 Km/h an zu vibrieren.
Ich habe dann etwas die Stellung der Verkleidungsscheibe geändert und es trat
kurzzeitig Ruhe ein.
Das hielt bis ca. 100 Km/h auch an um dann mit noch heftigeren Vibrationen zu nerven,
die so stark waren das ich nur noch ein verzerrtes Bild sehen konnte.
Beim Versuch die Vibrationen durch wiederholtes Verstellen der Verkleidungsscheibe
zu eliminieren, hat sich dann der Spuk von selbst erledigt in dem sich das Visier auf Grund
einer sehr laschen Rastung von selbst schloss.
Mittlerweile war ich an der Auffahrt zur Autobahn angekommen.
Durch das ganze gewurstelt mit dem Visier, hatte ich mich bisher nicht weiter auf die
Geräusche konzentriert, was ich aber nun machen wollte.
Also die Lüftungschschieber zu, das Visier war es ja eh schon, und einmal
auf der freien BAB durchladen.
Hmmm, schon war die nächste Ernüchterung da.
Der Helm war alles andere als leise.
Bis ca. 80 Km/h war die Lautstärke ähnlich zu meinen alten N104, um darüber aber
überproportional im direkten Vergleich anzusteigen.
Also wieder spielen mit der Verkleidungsscheibe um Ruhe zu bekommen.
In der höchsten Stellung, die ich sonst nur bei absolutem Mistwetter nutze, war dann
endlich auch Ruhe unterm Helm.
Ab ca. 180 Km/h setzten dann ein leichter Sog ein, den ich zuletzt auf meiner FJR jenseits
der 200 Km/h mit meinem damaligen N102 hatte.
Ab 190 Km/h musste ich mich dann schon vehement gegen den Lenker stemmen um nicht
aus meiner eingenommenen Fahrhaltung in Richtung Lenker ,,gezogen" /,,gedrückt" oder
wie auch immer zu werden.
Die nun wieder vorgenommene Verstellung der Scheibe ließ zwar den Sog verschwinden,
zeitgleich ging aber unter dem Helm ein akustischer Orkan los, der wirklich extrem war.
Aber was solls, nun wollte ich wissen was bei V-max abgeht.
Also Scheibe hoch, Gas auf und los.
Ab ca. 230 hat mich dann der Mut verlassen und ich habe das Gas zu gemacht.
Mein Kopf war samst Helm in eine Art Pendelbewegung geraten, die ich nur unter
höchste Anspannung der Nackenmuskulatur kontrollieren konnte.
Der Sog nach vorn hatte eine Dimension angenommen, die ich so bisher noch nie
erlebt hatte.
Das Geschlossene Visier dröhnte zeitgleich als ob es sich gleich aus seiner Halterung
lösen wollte.
Der Krawall unter dem Helm hatte zu der Zeit gefühlt die Lautstärke eines startenden Jet`s.
An dieser Stelle habe ich dann die Probefahrt auf einem Rastplatz abgebrochen um erst mal
bei einer Zigarette die letzten 20 Autobahnkilometer gedanklich zu ordnen.
Auf dem Rückweg zum Händler habe ich es dann ruhig angehen lassen, da für mich fest stand
das ich den Helm so nicht kaufen werde.
Habe dann nur noch diverse Geschwindigkeitsbereiche zwischen 80 und 150 Km/h ausprobiert,
mit den Belüftungsschiebern experimentiert und festgestellt das die Bedienung der Sonnenblende
bei der Entwickung irgendwie nicht zu Ende durchdacht wurde.
In Summe war es eine Probefahrt über 60 Km, die sich auf 2x10 Km Stadt / Schnellstraße und 2x 20 Km
BAB aufgeteilt hat.
Bei der Rückkehr auf dem Hof meines Händlers schien er aber nicht wirklich überrascht zu sein von
dem was ich ihm zu erzählen hatte.
Somit war die Verabschiedung dann auch ziemlich kurz und schmerzlos.
Mein persönliches Fazit nach dieser Probefahrt:
Der Systemhelm 7 macht außen wie innen einen sehr gut verarbeiteten Eindruck.
Wenn die eigene Kopfform zum Helm passt, trägt er sich super angenehm.
Dank der kruden Größen dürften sicher mehr als geschätzte 80% der männlichen
Kunden zur großen Helmgröße greifen.
Die wiederum mit 1690g ( ohne Kom-System ) keinen signifikanten Gewichtsvorteil
gegenüber Produkten von Wettbewerben bietet, mein alter N104 wiegt laut Aufdruck
1640g, also 50g weniger.
Die Bedienung ist intuitiv, mit Ausnahme der Sonnenblende.
Die Rastung des Visiers, wie auch die Stabilität des Visiers ist ein schlechter Witz.
Die Aerodynamik ist zumindest bei meiner Körpergröße und einer 2012er K16 GT im
Serienzustand nur bis ca. 180Km/h i.O, darüber ist sie miserabel.
Die Geräuschkulisse ist spätestens bei Tempi jenseits der 120 eine Zumutung.
Das einzige Alleinstellungsmerkmal, das abnehmbare Kinnteil, habe ich nicht mal
ausprobiert da für mich diese Funktion nicht von Bedeutung ist.
Aber was solls, trotz dem die Aktion anders ausgegangen ist wie ich es heute Morgen noch
gedacht habe, war es sehr aufschlussreich.
Werde mir jetzt mal den aktuellen N104 Absolute näher ansehen, der soll sich ja laut Werbeversprechen
seines Herstellers um 30% leiser geworden sein wie die von mir aktuell noch genutzte Version.
Hier mal noch einige Fotos meines Testexemplars.